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Britische Folterlager in Nachkriegsdeutschland

Während ich in den von mir per RSS-Feed abonnierten deutschen Publikationen nichts darüber gelesen habe, stolperte ich bei der französischen „Libération“ über einen „Le camp de torture britannique de l’après-guerre“ betitelten Artikel, in dem zu lesen ist, dass der Guardian vom britischen Verteidigungsministerium die Herausgabe von Akten erreicht hat, aus denen hervorgeht, dass die Briten im Nachkriegsdeutschland, aber auch in London selbst, in den ersten Nachkriegsjahren Folterlager unterhielten. Dort wurden zunächst Nazis und später Kommunisten schwerer Folter unterzogen. Während die Dokumentation über die Vorgänge in Deutschland nun öffentlich bekannt ist, werden Informationen über das „Interrogation centre“ in London vom Verteidigungsministerium zurückgehalten – die Dokumente seien mit Asbest verseucht.

Mit Forderungen konfrontiert, die Fälle anzuerkennen und sich dafür zu entschuldigen, verweist das Verteidigungsministerium auf das Außenministerium.

Sherman Carroll, of the Medical Foundation for the Care of Victims of Torture, said British authorities should also apologise and pay compensation to survivors. „The suggestion that Britain did not use torture during world war two and in the immediate aftermath, because it was regarded as ‚ineffective‘, is a mythology that has been successfully propagated for decades,“ he said. „The fact that it took place should be acknowledged.“

[Quelle: „Revealed: victims of UK’s cold war torture camp„. Weiterer Artikel zum Thema: „The postwar photographs that British authorities tried to keep hidden“ – beide: The Guardian]

Wenn das wirklich keinen Einzug in unsere Medien gefunden hat, frage ich mich warum. Dass deutsche Rechtsextremisten solche Informationen nutzen, um zu versuchen deutsche Verbrechen zu relativieren, ist kaum ein valider Grund: Das tun sie ohnehin am laufenden Band, ohne dass ihre durchsichtige Argumentation greifen könnte.

Update: Heute Vormittag läßt die „Zeit“ einen Fachhistoriker zu Worte kommen. Aus mehreren Gründen lesenswert: ganz so neu wie es zunächst für mich klang, sind die Erkenntnisse offenbar doch nicht.