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Sony BMG macht sich auch bei Mac-Usern keine Freunde

Anders als auf dem PC kann man dem Mac zwar nicht klammheimlich ein Rootkit ohne das Wissen des Anwenders unterschieben, man kann aber ominöse Kernel-Extensions installieren wenn der Anwender leichtsinnig genug ist und nicht überlegt, warum die Musik-CD einen Player installieren will und dafür auch noch die Eingabe des Admin-Passworts nötig ist.

Zum einen ist ein Mac ja schon von Hause aus mit einem hervorragenden CD-Player ausgestattet, zum anderen bedeutet die Eingabe des Admin-Passworts, dass das Installationsprogramm in die Tiefen des Systems eingreifen will – was nur in den allerseltensten Fällen notwendig ist. Wie bei Macintouch nachzulesen, sollen im Fall von Sony BMG zwei Kernel-Extensions eingebaut werden – wie auch die EULA verrät, dieser Text dem man bei der Installation eines Programms zustimmen muss und den die wenigsten Anwender genau genug lesen dürften. Was diese Erweiterungen des Kerns des Betriebssystems genau tun, ist nicht bekannt und im Zweifel sind sie auch nicht so Brandgefährlich, wie Sonys Rootkit auf dem PC (für das laut Heise bereits drei Trojaner unterwegs sind). Aber mir wäre es schon zuviel, wenn dadurch an Sony weitergegeben würde, welche CD ich wann anhöre – und die Windows-Version ihrer Software tut bereits genau dies.

In Europa sind offenbar noch keine CDs mit Sony BMGs DRM-Systemen erhältlich, freilich plant das Unternehmen, dies zu ändern. Wenn jedoch, wie Golem berichtet, sogar Microsoft die Sicherheit seiner Kunden gefährdet sieht, bleibt für den Musikkonsumenten nur eine Konsequenz: entscheidet an der Kasse ob Ihr Sonys Weg eine „Balance zwischen Privatkopie und Kopierschutz“ zu finden unterstützt.

Ich habe für mich entschieden: Ein Unternehmen, dass mich zahlenden Kunden wie einen Schwerverbrecher behandelt und zudem in meine Privatsphäre einbricht, werde ich sicherlich nicht durch Kauf seiner Produkte belohnen.

Update (12.11.05): Sony rudert laut Heise-Security teilweise zurück:

Nachdem es in den letzten Tagen Kritik für das von Sony BMG eingesetzte Kopierschutzverfahren XCP hagelte, rudert Sony nun zurück. Angeblich aus „Sicherheitsgründen“ will Sony vorerst keine CDs mehr produzieren, die das XCP-Verfahren einsetzen. Die MAC-Variante mit Sunncomms MediaMax-Kopierschutz werde man jedoch nicht zurückziehen, obwohl sie ähnlich tief in Mac OS eingreift wie XCP bei Windows.

Das ändert nichts an meiner vorgenannten Entscheidung gegen Produkte von Sony BMG: da die Mac-Variante des sogenannten Kopierschutzes bestehen bleibt, ist davon auszugehen, dass es für Windows-Rechner auch bald wieder etwas vergleichbares geben wird. Möglicherweise nicht mehr so schlampig programmiert, aber sicherlich nicht im Sinne des ehrlichen Kunden (der von der Musikindustrie – das vermittelt sie uns ja ständig – ohnehin als Dieb betrachtet wird). Vermutlich wird die neue Software ebenfalls wieder „nach Hause telefonieren“ – und es geht Sony BMG und andere Konzerne nunmal nichts an, welche CD ich wann anhöre.

Update (13.11.05): Microsoft will seinem „Windows Defender“ offenbar beibringen, Teile des Kopierschutzes von Sony/BMG zu entfernen. Heise titelt heute Vormittag: „Microsoft geht gegen den Kopierschutz von Sony/BMG vor