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Kein Bericht über das Robbie-Williams-Konzert im Velodrom, Berlin

Ich bin sicher nicht verdächtig, ein Fan von Robbie Williams zu sein. Sein neuester Titel geht mir sogar ziemlich auf die Nerven: für meine Ohren klingt das Lied so, als habe ihm jemand zwischen die Beine getreten und er müsste den Schmerz singend verarbeiten. Aber gut… er hat auch ein paar nette Titel gebracht, insgesamt sehe ich ihn neutral.

Ganz anders stehe ich dem Sponsor seines Konzertes im Berliner Velodrom gegenüber. Wenn ich deren Logo sehe, bekomme ich schier magentafarbene Pusteln am ganzen Körper. Deswegen bin ich ein klein wenig befriedigt, dass es deutliche Schelte gibt. Bei der Berliner Morgenpost, zum Beispiel:

Der Veranstalter und der Sponsor haben den Journalisten jedoch starke Zugangsbeschränkungen auferlegt, die eine Berichterstattung nach unseren Standards unmöglich machen. So wurde die Arbeit der Pressefotografen stark eingeschränkt. Für den Zugang zur Party mußten Journalisten einen Vertrag unterschreiben, in dem sie sich verpflichten, den Sponsor in Wort und Bild in ihren Berichten zu erwähnen. Diese Einflußnahme auf die Berichterstattung ist für uns nicht hinnehmbar. Die Berliner Morgenpost wird daher nicht über das Konzert und die Party berichten. Auch die großen Nachrichtenagenturen dpa und AP verzichten aus ähnlichen Gründen auf die Berichterstattung.

Was haben sie die PR-Fuzzis dabei gedacht? Dass die Presse ihnen kostenlose Werbung schenken soll. Klar. Bei Sportlern geht das leicht: da kleistert man einfach die Klamotten mit Werbung zu oder leistet sich gleich einen eigenen Radrennstall. Schwups sind Firmenname und Logo quasi automatisch in den Nachrichten – bei Großveranstaltungen, wie dem „Tour de France“ sogar wochenlang.

Aber Herr Williams wollte offensichtlich nicht im Rosa Trikot singen – und den Namen des Sponsors hat er scheinbar auch nicht an prominenter Stelle (warum nicht gleich im Refrain?) in einen seiner Hits eingebaut. Das ist für erfolgsgewohnte Firmenpropagandisten natürlich verdrießlich. Also kommt man auf den blöden Gedanken, der Presse vorschreiben zu wollen, wie sie über das Konzert zu berichten habe. Also zumindest, wie der Sponsor zu zeigen sei. Tja… Natürlich lassen sich Journalisten auch im Sinne eines Unternehmens beeinflussen. Aber halt nicht so. Zum Glück. Und zu meiner Schadenfreude ;)

(Via Zucker)

[PS: Nach dem Zucker diesen Blog-Eintrag gelesen hatte, kam folgende Nachricht im Chat: „*hust* also sein erster auftritt war im schwarzen anzug mit magentafarbenen absetzungen und innenfutter.) so ganz T-frei war das nicht :) allerdings hat er sich nach dem zweiten song auch zügig umgezogen:)“ – wenn das ein Vorgeschmack ist, dann rennen in Zukunft also nicht mehr nur Sportler als wandelnde Litfaßsäulen rum *schüttel* Irgendwann tätovieren sie sich wirklich Logos auf die Stirn.]